Nardwuar The Human Serviette ist der Größte. Frag einfach bei Pharell, Grimes, Tyler the Creator, Diplo, Questlove, Drake, Mac DeMarco oder natürlich Snoop Dogg nach. Aber selbst das klingt noch nach Understatement. Der in Vancouver geborene und aufgewachsene Karomuster-Liebhaber Nardwuar ist zusammen mit Brian Linehan, Howard Stern und Bob Costas einer der größten Star-Interviewer aller Zeiten. Seine Interview-Fähigkeiten werden allerdings noch durch sein unvergleichlich umfangreiches Popkultur-Wissen übertroffen. Nardwuar ist ein Musikhistoriker wie kein anderer und gleicht einem wandelnden Lexikon. Seine Fähigkeit, die obskursten und persönlichsten Fakten über sein Gegenüber herauszufinden, sind beeindruckend und etwas, um das ihn alle Musikjournalisten beneiden.
Nardwuar The Human Serviette (aka John Ruskin) hat in den letzten drei Jahrzehnten sowohl als Radio-DJ (für CiTR 101.9 FM in Vancouver) als auch als Fernseh- und Online-Video-Moderator seine liebenswert exzentrische Persönlichkeit zu einer einzigartigen Marke ausgebaut. Seine Interviews—von denen es eine Menge gibt—sind aufgrund seiner Beharrlichkeit, sowohl seine Interviewpartner als auch die Zuseher/-hörer zu unterhalten und zu verblüffen, legendär geworden. Doch er bringt nicht nur sorgfältig und auf magische Weise recherchierte Fragen mit sondern auch eine sorgsam zusammengestellte Auswahl an Geschenken, die von unglaublicher Vielfalt ist (z.B. rares Vinyl, diverse Sammelobjekte, alte Konzertposter).
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Nardwuar ist für etliche Musiker (und Berühmtheiten) die Medienpersönlichkeit ihrer Wahl geworden und hat seit Kurzem auch eine große Gefolgschaft in der HipHop-Szene, da er mit jedem jungen Rapper von Bedeutung gesprochen hat. Vielleicht liegt es an der Aussicht auf ein spezielles Geschenk—wer würde nicht gern sehen, was Nardwuar mitbringt?—doch seine Fähigkeit, wenig bekannte Fakten zutage zu fördern, ist so verdammt beeindruckend, dass er regelmäßig für erstaunte Gesichter sorgt. Natürlich funktioniert das alles nicht ohne harte Arbeit.
Jedem Interview geht eine Woche Recherche voraus und er geht mit hartnäckiger Entschlossenheit in das Gespräch. Ob es nun darum geht, direkte Antworten zu bekommen oder aber auch sein charakteristisches „doot doola doot doo”-Ende zum Besten zu geben. Es läuft zwar nicht jedes Interview rund (siehe Henry Rollins, Blur, Sonic Youth, Courtney Love, Kid Cudi oder The Strokes), doch das ist, was Nardwuar so einzigartig macht: Ob es ein Desaster ist, das damit endet, dass Dave Roundtree von Blur ihm seine Mütze klaut, oder ein Erfolg, an dessen Ende er seine charakteristische Schaufensterpuppenpose einnimmt (ja, Nardwuar hat das bereits Jahre vor der Mannequin Challenge gemacht), er will, dass du die gesamte Interaktion beobachtest.
Nardwuar ist aber zusätzlich auch Frontmann der Evaporators (und Mitglied der maskierten Synth-Punk-Truppe Thee Goblins), einer Punkrock-Supergroup aus Vancouver, wie sie nur den Gedanken der Human Serviette entsprungen sein kann. Um ihr dreißigjähriges Bestehen zu feiern, haben die Evaporators gerade überraschend ihr siebtes Album Ogopogo Punk veröffentlicht. Es ist die erste Veröffentlichung seit vier Jahren und beinhaltet jetzt schon klassische Songs wie „I Can’t Be Shaved!” und „Eat To Win”. Wir von Noisey hatten die besondere Ehre, mit der kanadischen Ikone über ihre unnachahmliche Herangehensweise an Interviews zu sprechen, über die Legende von Ogopogo und darüber, wie er es geschafft hat, dass Drake sein neues Video ankündigt sowie darüber, welche Namen er noch auf seiner Liste hat.
Noisey: Also, wer bist du?
Nardwuar The Human Serviette: Ich bin Nardwuar The Human Serviette aus Vancouver, British Columbia, KANADA. Ich singe bei den Evaporators und ich mache außerdem Interviews für CiTR Radio und da ich es mit einer Videokamera mache, nehme ich das Interview für… YouTube auf. Dann nehme ich den Ton für CiTR und transkribiere es für meine Webseite nardwuar.com.
Ich wünschte, ich wäre in Vancouver, um dir ein Geschenk zu überreichen. Ich weiß, dass du welche verteilst, aber bekommst du auch manchmal Geschenke, wenn du ein Interview machst?
Ja! Erst vor Kurzem gab Anderson .Paak mir die erste Cramps-12-Inch, die großartig ist! Aus dem Nichts, Anderson .Paak! Und ich war geehrt, weil ich die Platte nicht hatte. Ich denke, er hat sich wahrscheinlich meine Interviews durchgelesen und angesehen, also hat er sie mir mitgebracht. Er hat sie mir allerdings nicht mit nach Vancouver gebracht, er hat sie mir in Texas überreicht. Er musste also seinem Freund sagen, dass er sie besorgen soll. Und Macklemore hat, ob du es glaubst oder nicht, eine Jeansjacke von Derek Erdman für mich machen lassen, auf dessen Rückseite „Nardwuar” steht, die er mir während des Interviews gab. Mit anderen Worten: Macklemore hat Derek Erdman in Seattle angerufen und er hat sie ihm für das Interview geschickt, wo er sie mir dann gab. Macklemore hat das getan. Und es war wirklich unglaublich. Ich schätze also, dass einige der Leute, die die Interviews vorher gesehen haben, Sachen für mich gekauft haben.
Wie findest du es, interviewt zu werden? Magst du es, wenn man dir Fragen stellt?
Ich liebe es zu reden. Allgemein rede ich einfach gerne. Ich mag es auch, die Geschichten von Leuten zu erfahren. Ich liebe es, Leckerbissen an Informationen zu erfahren.
Ich wollte ein paar obskure Informationen über dich ausgraben, so wie du es mit deinen Gegenübern machst, aber dieses Interview fand schneller statt als erwartet. Was kannst du den Leuten über Nardwuar the Human Serviette sagen, das sie vielleicht noch nicht wissen?
Hm, dass ich in der Highschool Präsident des Schülerrats war, also habe ich Tanzveranstaltungen usw. organisiert und so habe ich Punkrock aus Vancouver entdeckt. Die Leute sagten zum Beispiel: „Buch die Villains! Sie sind eine tolle Mod-/Ska-Band”. Oder buch Bags of Dirt, eine Band nur aus Frauen, die, wie ich später erfahren habe, als Support für die Dead Kennedys gespielt hat. Natürlich konnten wir nicht die Dead Kennedys bekommen, auch wenn ich es versucht habe. Ich habe einen Brief an Jello [Biafra] geschrieben und die Person bei Alternative Tentacles sagte, dass es Jello leid tue, er aber zu dieser Zeit in Brasilien sei. Leider waren sie gar nicht wirklich in Brasilien zu dieser Zeit. Aber ich habe versucht, die Dead Kennedys zu bekommen. Die Leute sind immer auf mich zugekommen und baten mich darum, eine bestimmte Band dazu zu bringen, in unserer Highschool zu spielen.
Um diese Tanzveranstaltungen und Events zu bewerben, habe ich mit meinem Freund John Irving diese Ankündigungen über die Lautsprecheranlage gemacht. Wir sind da raus und haben ein Skript geschrieben. Ich war Captain Highliner und ich erinnere mich, dass wir einmal in Schwierigkeiten gerieten, da John ein Skript schrieb, mit dem wir ein Basketballspiel ankündigten und darin hieß es: „And at the basketball game I scored!” Wir haben also diese Ankündigungen über die Lautsprecheranlage gemacht und alle saßen an ihrem Tisch und haben sie sich angehört. Wir lasen diese Späße vor und es war ein recht aufmerksames Publikum. Dann verließen wir das Büro und die Leute kamen zu uns und sagten: „Ich habe euch gehört”. Ich schätze also, dass ich das schon eine Weile mache und damit meine ich das Sachen verbreiten, und das war großartig. Einfach für meine Mitschüler übertragen.
Einige Leute sagen mir: „Oh, nur 500 Leute haben mein Video bei YouTube gesehen.” Aber das sind 500 Leute mehr als mir in der Schule zugehört haben, als ich meine Ansagen gemacht habe. Das ist großartig! Und es ging auch um die Welt! Ich hatte bloß Zugang zu ein paar Räumen! Ich schätze also, ein integraler Bestandteil meiner Jugend war, dass ich diese Ankündigungen gemacht habe, raus ging und mir klar wurde, dass ich einfach zufrieden bin, wenn 30 Leute da sitzen und ihnen meine Ansage gefällt. Es stört mich nicht, wenn nur 30 Leute etwas hören oder sehen, das ich mache.
Du hast Punkrock also nur entdeckt, weil du Präsident des Schülerrats warst?
Ja, ich wusste nichts, NICHTS, über Musik. Ich dachte, die Beatles und Cheap Trick wären das Beste. Aber als Leiter der Schülerrats hatte ich ein kleines Notizbuch in meiner Gesäßtasche und ich nahm es raus und schrieb die Namen dieser Bands auf, wie D.O.A., The Villians, Bags of Dirt, Rubber Biscuit, Grapes Of Wrath, Skinny Puppy, The Young Canadians, all diese unterschiedlichen Bands, die alle lokale Bands waren. Ich versuchte also tatsächlich, die Young Canadians zu kontaktieren, doch sie hatten sich aufgelöst. Ihr Leadsänger, Art Bergmann, hatte eine neue Band namens Poisoned und ich habe sie dazu gebracht, bei einer Schulveranstaltung zu spielen. Denn irgendjemand hatte seine vorherige Band, die Young Canadians, empfohlen, die meiner Highschool in den Liner Notes ihrer This Is Your Life-EP dankte. Da die Young Canadians 1980, glaube ich, in der Mittagspause bei meiner Highschool gespielt hatten. Also spielte fast zehn Jahre später Art Bergmann an meiner Schule, aber nicht mit den Young Canadians. Und ob du es glaubst oder nicht, die erste Person, mit der ich jemals ein Interview geführt habe, war Art Bergmann. Du kannst es dir auf YouTube ansehen. Das ist wirklich das erste Interview, das ich gemacht habe, und das ist die Geschichte dahinter. Ich wollte von Art Bergmann wissen, warum er unserer Highschool gedankt hatte? Und als ich die Chance hatte, ihn zu fragen, sagte er: „Wir haben allen anderen gedankt.” Ahhhhh…
Eine Menge Journalisten—ich auch—findet, dass du der Größte bist bei dem, was du machst. Welchen Rat hast du für andere aufstrebende Journalisten?
Ich mache das immer noch, weil ich eine Menge lernen muss. Ich muss so viel lernen. In dem Augenblick, in dem du denkst, dass du alles weißt, solltest du aufhören. Deswegen mache ich es noch. Als ich zu meiner Radiosendung bei CiTR kam, dachte ich anfangs: „Ich weiß, wie alles läuft.” Aber dann kam ich eines Tages rein und jemand hatte das Mikrofon an seinem Herzen. Die Person übertrug ihren Herzschlag. Und ich dachte mir: „Holy Moly”. Und die Person sagte: „Halt die Klappe! Ich übertrage meinen Herzschlag!” Und mir wurde klar, dass ich noch so viel lernen muss. Mein Rat an Leute ist also, dass sie in dem Moment, in dem sie glauben, alles zu wissen, aufhören sollten. Denn sobald du denkst, alles zu wissen, wirst du nicht mehr begeistert sein. Ich muss noch eine Menge lernen und mit einer Menge weiter machen.
Ich denke, die ganze Welt beneidet dich um deine Interviews mit Drake, besonders wenn man bedenkt, dass er kaum noch welche gibt. Ihr beiden habt eine tolle Chemie.
Also ich habe das erste Mal 2010 mit ihm gesprochen und dann bis 2016 sechs Jahre lang nicht. Und als ich mit 40 bei ihm aufkreuzte, war das erste, was er zu mir sagte: „Ich habe dich gerade bei YouTube gesehen.” Und ich dachte, dass er sich auf unser altes Interview bezog. Er sagte jedoch: „Ich habe dein Evaporators-Video zu ‚I Hate Being Late (When I’m Early)’ mit Andres W.K. gesehen und es hat mir gefallen.” Danach habe ich ihn gebeten, das zu erwähnen, was großartig war. Aber die Information kam prompt freiwillig. Er weiß, was alles abgeht.
Ich habe ihn das erste Mal zu fassen bekommen, als ich auf dem SXSW war, wo ich den DJ Peter Rosenberg von Hot 97 traf. Ein paar Monate später fragte ich Peter, wie ich Drake erreichen könnte und er sagte: „Hier ist seine Handynummer.” Und dann rief ich ihn an und bekam ein Interview mit ihm. Tatsächlich hat er seine Aufnahme eines Songs mit Jamie Foxx unterbrochen, um das Interview mit mir zu machen, was großartig war. Wie du weißt, ist Studiozeit sehr wichtig und Interviews werden gemacht, wenn die Studiozeit vorbei ist oder zwischen den Aufnahmen. Aber er sagte einfach: „Oh, ich höre einfach auf” und gab uns im Studio in Vancouver, das tausende Dollar pro Stunde kostete, was wir wollten, Und alles dank Peter Rosenberg. Also machte ich das Interview mit ihm, es vergingen sechs Jahre und er kam raus, sprach über die Evaporators, ich machte ein weiteres Interview mit ihm und hier sind wir heute!
Wen würdest du gerne noch interviewen?
Tja, es gibt noch viele Leute auf meiner Liste. Ich schätze, an erster Stelle steht Obama, dann Little Richard, dann Kanye West. Nur ein paar. Brian Wilson… irgendeiner von den alten. Die alten Rock’n’Roll-Stars wie Paul McCartney. Leute, die vielleicht nicht mehr so lange da sind. Irgendwann bekomme ich jeden, aber sie sterben eventuell, also bekomme ich vielleicht keine Chance. Ich hatte nicht die Chance auf Lou Reed, ich hatte nie eine Chance auf Prince, ich hatte nie eine Chance auf Leonard Cohen, ich hatte nie eine Chance auf David Bowie. All diese Leute sterben. Ich habe es versucht, aber ich hatte nie eine Chance.
Gibt es ein Interview, auf das du besonders stolz bist?
Ich habe es noch nicht wirklich gemacht. Aber es gibt welche, die tatsächlich herausstechen. Mit Iggy Pop am Telefon zu sprechen, war großartig. Und Jean Chretien persönlich dazu bekommen, zu sagen: „For me pepper I put it on my plate“, was eine sehr kanadische Sache ist, war ziemlich großartig. Also ein politisches Interview. Ich konnte nicht glauben, dass er das in einer Pressekonferenz gesagt hat; der Premierminister von Kanada. Und persönlich auch noch Snoop Doggy Dogg, einfach weil ich seit 2000 so oft mit ihm gesprochen habe, als er den Film Bones in Vancouver gedreht hat. Das sind im Prinzip meine Lieblinge, aber meinen absoluten Favoriten würde ich wohl noch reservieren, da es noch nicht gemacht wurde! Ich mache es noch.
Denkst du, dass Snoop Dogg wirklich nach Kanada ziehen wird, wie er sagt?
Er hat im Moment eine gute Sache mit Martha Stewart laufen. Diese Rockstars können umziehen, wann immer sie wollen. Ich denke, sie haben freie Hand, hinziehen zu können, wo immer sie wollen. Ich habe tatsächlich mal gehört, dass Eminem einmal in Toronto spielen sollte und es abgesagt wurde. Dann rief der Veranstalter Jean Chretien an und sagte: „Hör zu, wenn der Gig abgesagt wird, dann wird es einen Aufstand geben.” Also gab Jean Chretien Eminem einen eintägigen Aufschub, damit er in Toronto einreisen durfte, das Konzert spielen und dann abhauen konnte. Mit anderen Worten, Jean Chretien war down mit Eminem, also bin ich ziemlich sicher, dass Justin Trudeau down mit Snoop Dogg wäre.
Was denkst du über die Mannequin Challenge? Viele Leute halten sie für deinen Verdienst und sagen, du wärst das erste Mannequin gewesen.
Ich schätze es, dass Leute sich an mich erinnern, aber ich bin nur eine kleine Fliege in der Luft. Ich bin nichts verglichen mit anderen Leuten. Du kennst mich, aber die breite Öffentlichkeit kennt mich nicht. Es macht für mich keinen Unterschied, weil es für mich nicht anders ist, als für ein paar Schüler in der Highschool die Ansagen zu machen. Und natürlich habe ich das nicht erfunden. Aber ich habe eine Menge Interviews damit beendet, dass ich so gepost habe, und gedacht, dass Leute ab jetzt denken könnten: „Oh, er macht die Mannequin Challenge.” Es ist interessant, denn als die Leute anfingen, den Harlem Shake zu machen, habe ich A$AP Rocky interviewt. Als ich still stand, fing A$AP Rocky mit dem Harlem Shake an, bevor der Harlem Shake der Harlem Shake wurde.
Erst vor einem Jahr hat sich die Welt wirklich Sorgen um dich gemacht, da du einen Schlaganfall hattest. Wie hast du dich seit deiner Operation erholt?
Ich war vor Kurzem beim Arzt und er sagte: „Kommen Sie in einem Jahr wieder”. Dadurch fühle ich mich viel besser. Ich schätze die Unterstützung sehr. Es war großartig, als Leute mir sagten, dass sie hinter mir stehen, denn wenn du in einem Krankenzimmer bist, dann kann das irgendwie beängstigend sein. Ich hatte aber keine Zeit, verängstigt zu sein, ich musste diese Emails beantworten. Und weitere Nachforschungen ergaben, dass Bret Michaels dieselben Gesundheitsprobleme wie ich hatte. Bret Michaels von Poison. Du kannst Bret Michaels übrigens dabei zusehen, wie er bei YouTube über PFO-Prävalenz spricht. Er hatte genau die gleiche Operation wie ich. Sie sagten mir also, dass ich einen Schlaganfall hatte und der Grund dafür wahrscheinlich ein Loch im Herzen sei. Ohhh! Ich habe ein gebrochenes Herz. Und als Ergebnis davon hatte ich ein paar Wochen später eine PFO-Prävalenz und sie flickten das Herz. Darüber spricht Bret Michaels.
Die Evaporators sind also zurück. Ich habe gesehen, dass ihr 30-jähriges Bandjubiläum habt. Sind irgendwelche Feierlichkeiten geplant?
Ja, 1986 bis 2016. Der erste Gig wird wahrscheinlich 2017 sein, was dann dreißig Jahre der Nardwuar-Show auf CiTR Radio bedeutet. Ich schätze, der erste Gig wird der Record Store Day am 15. April bei Neptoon Records sein.
Was hat euch zur Überraschungsveröffentlichung des neuen Evaporators-Albums inspiriert?
So macht man das jetzt. Meine Freundin Leora [Kornfeld], die früher bei CBCs Realtime gearbeitet hat, sagte: „Warum macht ihr es nicht auf die neue Art? Ihr drückt einfach auf einen Knopf und es erscheint.” Und dann habe ich einen Knopf gedrückt. Die Leute können es natürlich in einem Monat oder so auf Vinyl bekommen, sie können es jetzt aber schon vorbestellen. So macht man Dinge heute.
Das ist das erste Album seit vier Jahren. Wie sieht der Prozess aus, wenn die Evaporators zusammenkommen, um ein Album zu machen?
Es passiert, wann immer alle zusammen sind. Wir haben dieses hier bei Nimbus in Vancouver aufgenommen, das von GGGarth Richardson betrieben wird und mir von Keith Parry empfohlen wurde, der Scratch Records in Vancouver betrieben hat. Anschließend haben wir die Aufnahmen ins JC/DC Studio gebracht, weil John Collins bei den Evaporators ist und John Collins auch Teil von JC/DC ist. Er macht außerdem die New Pornographers und Destroyer. Wann immer er also Pausen hatte, haben wir daran gearbeitet. Ich denke, in der selben Zeit, in der wir daran gearbeitet haben, haben die New Pornographers auch zwei Alben gemacht. Wir haben es also bei Nimbus aufgenommen und bei JC/DC die Feinarbeit gemacht.
Du fragst nach den Evaporators und es ist eine rechte gemeinschaftliche Angelegenheit. Stephen Hamm, der bei den legendären Slow gespielt hat, ist in der Band und John Collins und Nick Thomas, der auch bei den Tranzmitors, den Smugglers und jetzt den Vicious Circles spielt und Shawn Mrazek, der auch bei Flash Bastard war, die Support von Mötley Crüe waren und von ihrer Tour geschmissen wurden. Kannst du dir das vorstellen? Von einer Mötley-Crüe-Tour geworfen. Sie haben bei Mötley-Crües Plattenlabel unterschrieben und Nikki Sixx sagte zu Donal von Flash Bastard: „Entweder ihr geht oder die Scorpions gehen.” Und sie wollten nicht, dass die Scorpions gehen. Das war wahrscheinlich in den späten 90ern.
Was kannst du mir über das mythische Seeungeheuer aus Britisch Columbia erzählen, den Ogopogo?
Niemand hat ihn gefunden. Leonard Nimoy hat sogar bei In Search Of… danach gesucht, niemand hat den Ogopogo in Kelowna gefunden. Das ist Kanadas Loch Ness. Wir machen übrigens ein Video zum Song „Ogopogo Punk”.
In den Liner Notes zu Ogopogo Punk erwähnt ihr eine alte, obskure Band aus Montreal namens The Rabble. Was kannst du mir über sie erzählen?
Ich liebe Vancouver, aber ich liebe auch Kanada und wir haben die Sixties-Band aus Montreal namens The Rabble gecovert. Sie waren die kanadische Antwort auf, naja, sie waren Frank-Zappa-mäßig, aber toll aufgenommen. Auf unseren Veröffentlichungen hatten wir immer Cover von kanadischen Rockern. Wir haben die Checkerlads aus Regina gecovert, wir haben die Pointed Sticks aus Vancouver gecovert und so war es natürlich, The Rabble aus Montreal zu covern. Bei diesem bestimmten Track, „Candy”, hatten wir Meghan Barnes als Leadsängerin und ich habe eine Art Hintergrundgesang gemacht. Sie waren Mitte der 60er eine großartige Band. Sie waren unglaublich! Ich liebe sie einfach. Ich dachte mir einfach: „Das ist perfekt für die Evaporators-Platte.” Ich mag es immer, eine Ode an Kanada auf der Platte zu haben.
Es war nett von Brother Ali, einen Song für die Platte zu produzieren…
Ich war so geehrt. Er nahm das Geschenk an, das ich ihm gab, und machte daraus dann einen neuen Song. Das war großartig! Er hat sogar noch Ausschnitte aus dem Interview, das ich mit ihm gemacht habe, hinzugefügt. Ich füge auf jeder Platte Ausschnitte hinzu, aber hier hat er die Arbeit für mich gemacht und er machte einen Song und nutzte Samples von den Platten, die ich ihm gab. Es war großartig. Er hätte das nicht machen müssen.
War das eine Überraschung oder hat Brother Ali dir erzählt, dass er daran arbeitet?
Ich hatte keine Ahnung. Ich habe vielen Leuten viele Platten gegeben. Ich habe tatsächlich auch mal versucht, Henry Rollins eine Menge Platten zu geben, und er sagte [mit Rollins-Stimme]: „Das passt nicht in meinen Koffer.” Und dann ließ er sie zurück. Oft werden Sachen also einfach weggeworfen. Aber Brother Ali hat sie behalten und einen Song daraus gemacht.
Ich habe gelesen, dass du dafür verantwortlich bist, den Kontakt zwischen Parquet Courts und Bun B hergestellt zu haben, die eine Single zusammen aufgenommen haben.
Das war eine weitere Verbindung durch das South By Southwest. Ich habe ein Interview mit Parquet Courts gemacht, die ich beim South By Southwest getroffen hatte. Zuerst habe ich sie beim South By getroffen, dann kamen sie nach Vancouver, ich interviewte sie und gab ihnen einen Autogramm von Bun B. Ein paar Monate später kontaktierte mich ihr Presseagent und sagte: „Du hast Parquet Courts ein Autogramm von Bun B besorgt, könntest du mich mit den Leuten von Bun B in Verbindung setzen?” Das versuchte ich also und es funktionierte nicht. Ein Jahr später dann, beim South By Southwest, wer war da zusammen in einem Raum? Bun B und DJ Khaled und ich. Also bin ich direkt zu Bun B und sagte: „Hey, diese Band Parquet Courts will dich gerne kontaktieren und einen Song mit dir aufnehmen.” Und so entstand das alles. Es hat also einer Weile gedauert, aber ich habe mich erinnert.
Ich weiß, dass du im Herzen ein echter Garage-Punk bist, aber hast du jemals über irgendwelche Rap-Kollaborationen mit irgendwelchen Künstlern nachgedacht, die du interviewt hast?
Naja, auf der letzten Platte war etwas mit Sage Francis, „Hot Dog High”, was du bei YouTube sehen kannst. Und bei dieser Platte habe ich versucht, Rapper mit einzubeziehen, aber ich glaube wir waren ein wenig zu schnell für sie. Weißt du, die Songs sind ein bisschen zu schnell. Trotzdem haben sie sehr gerne die Songnamen als Intro angesagt. Beim Video von „Mohawks & Dreadlocks” macht zum Beispiel Lil Uzi Vert die Ansage.
Du bist solch ein Fan der Stadt Vancouver und ihrer Musik. Was sind einige lokale Bands, von denen die Welt wissen sollte?
Naja, diese Platte wurde zusammen von Nardwuar und Mint Records veröffentlicht, also sollten auf jeden Fall Supermoon erwähnt werden, die auf Mint Records sind, und Tough Age, die in Toronto leben, aber in Vancouver angefangen haben, sowie Jay Arner. Aber es gibt auch noch eine Menge anderer Bands wie Dada Plan, Tim the Mute, der das Plattenlabel Kingfisher Bluez betreibt, das mehr Platten veröffentlicht hat als irgendjemand sonst in Vancouver in den letzten Jahren. Es gibt eine neue und aufstrebende Band namens Winona Forever, die ziemlich gut ist, die Vicious Cycles, die Tranzmitors und natürlich die Smugglers. Und Hamm, unser Bassist, hat eine andere Band, Sunday Morning, und die Dead Ghosts aus Vancouver. Die Liste ist unendlich.
Zu guter letzt muss ich noch ein wissen: Was ist dein „Lieblingsmitternachtssnack”?
Ich liebe Käse. Ich bin immer noch „addicted to cheese“. Auch wenn ich versucht habe, weniger Käse zu essen, weil dir das beim Abnehmen hilft, laut Courtney Love und Lisa Suckdog. Ich muss weniger Käse essen, aber ich liebe Käse trotzdem noch. Es ist toll nach einem Gig um Mitternacht. Die Pommes und der Käse und die Salsa, nachdem du gespielt hast? Oh, es ist unglaublich!
Das wars. Also keep on rockin’ in the free world und doot doola doot doo…
Ogopogo Punk!
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